Dienstag, 29. September 2015

Spezialkleidung

Viele Eltern kennen das: Die Hose rutscht immer obwohl die Beine schon fasst Hochwasser haben, die Ärmel sind noch lang genug aber der Bauch schaut unten schon raus oder der Kopf passt nicht mehr durch den Halsausschnitt... Standardkleidung für Kinder passt oft nie tadellos. Was ist nun aber, wenn ein Arm nur halb so lang ist wie der andere?

Meine Maus nutzt ihren kurzen Arm trotz aller Einschränkungen voll mit. Dabei ist es immer doof, wenn ihre Kleidung sie behindert. Im Sommer ging es noch, da ist ja alles kurzärmelig, aber nun ist die kalte Jahreszeit ja fasst da und es werden nur noch lange Sachen angezogen. Lange, lange habe ich mich davor gescheut die linken Ärmel zu kürzen. Ich kaufe fasst ausschließlich auf Kinderflohmärkten, die bei uns zum Glück häufig und regelmäßig stattfinden. Kleidung, die wir selber nicht mehr brauchen verkaufe ich dort auch wieder. Nur Shirts, die einen langen und einen kurzen Ärmel haben kann niemand außer uns gebrauchen. Die völlig einwandfreien Sachen einfach wegzuschmeißen, wenn sie zu klein werden bereitet mir Bauchschmerzen. Auch bei selbstgenähten Sachen fällt es mir schwer die Ärmel unterschiedlich zu gestalten, habe ich doch im Hinterkopf den Gedanken, dass ich diese Sachen später nicht weitergeben kann, damit die Mühe und Kreativität, die in ihnen steckt nicht verloren geht. Wahrscheinlich fällt es mir vor allem deshalb schwer, weil die Maus ja auch so schnell rauswächst und darum auch alles noch wie neu ist. Wenn sie die Sachen dann ein, zwei Jahre trägt, ist es vermutlich nicht mehr so wild. Oder natürlich, ich gewöhne mich endlich mal vollständig an die "Besonderheit" unserer kleinen Maus. Ich glaube mein Sträuben gegen das Kürzen der Sachen wird vor allem von Verdrängung und Nicht-immer-dran-erinnert-werden-wollen verursacht.

Meine stille Hoffnung ist es, dass sich über diesen Blog oder vielleicht auch über die Klinik in Hamburg Kontakte zu anderen Betroffenen ergeben, die sich über "Spezialkleidung" freuen würden. Schließlich kann und möchte nicht jeder nähen. 


Ich habe eine nette pensionierte Schneiderin gefunden, die mir die Regenjacke freundlicherweise gekürzt hat. Bei gefütterten Jacken ist mir das nämlich ein Graus. Die Änderungsschneidereien bei uns haben leider kein Verständnis für mein Problem. Das Kürzen eines Ärmels würde da 25-35 € kosten und ihnen ist der Aufwand zu groß, weil's ja nur um Kinderkleidung geht. Ich solle doch einfach ne neue Jacke kaufen. (hääää?)

Freitag, 18. September 2015

Von der Schwierigkeit einen Krippenplatz zu finden

Viele Eltern kennen das, trotz Kita-Ausbau und rechtlichem Anspruch auf einen Krippenplatz ist es immernoch eine Qual den passenden Krippenplatz zu finden und dann auch zu kriegen.
Mein Mann hat unsere Tochter in der Kita, in die auch unser Sohn geht, angemeldet, da war sie noch keine 24h alt. Er hat auch nachgefragt, wie es mit ihrer Behinderung aussieht, ob das ein Problem darstellt und sie dann in eine spezielle Einrichtung müsste. Nein, hieß es, das würde schon gehen. Wir waren also beruhigt und warteten auf eine Zusage. Nach einem halben Jahr stand dann in der Stadtverwaltung zur Diskussion, dass eine Kita geschlossen werden müsste, (o_O) häää? Unsere Einrichtung war einer der Kandidaten. Also noch keine Zusage möglich...
Nach acht Monaten und dem Verpuffen der Schließungspläne dann mal die vorsichtige Anfrage unsererseits, was denn nun mit dem Krippenplatz ist. Die Antwort: Nein, eigentlich geht das ja gar nicht, sie muss ja in eine integrative Einrichtung. Nach ACHT Monaten Wartezeit! Hätte man das nicht auch schon bei der ersten Anfrage zugeben können?
Wir haben uns also verzweifelt an die integrativen Einrichtungen in unserer Stadt gewandt. Im Montessori-Kindergarten war die Leiterin sehr nett und verständnisvoll, konnte uns aber nur auf die Warteliste setzen. Wartezeit auf einen Integrationsplatz: mindestens 1 Jahr (zusätzlich zu den 8 Monaten dazu). Arbeiten gehen konnte ich wohl vergessen... Und das, wo mich das Zuhausehocken jetzt schon ganz kirre machte. So ein Integrativplatz muss übrigens im Sozialamt beantragt und nach einer Untersuchung vom Amtsarzt im Gesundheitsamt genehmigt werden. Alle sehr verständnisvoll, aber wenn kein freier Platz da ist nützt das alles nicht. Von der Sachbearbeiterin im Sozialamt habe ich übrigens noch immer keine Antwort erhalten (nach über einem halben Jahr).
Dann hieß es in einer integrativen Einrichtung gibt es einen Platz, allerdings keinen D-Platz (so heißt das in der Krippe, im Kindergarten ist es ein I-Platz), also ein ganz normaler Regelplatz, aber immerhin mit geschultem Personal. Und plötzlich, badabing-badabum, ruft die Leiterin der Kita unseres Sohnes an und erklärt, sie hätte sich mit der Leiterin der Integrativ-Kita unterhalten und die hätte ihr Mut gemacht, dass das alles gar nicht so schlimm und kompliziert ist.

Seit zwei Wochen kann die Maus nun also doch in den gleichen Kindergarten gehen wie ihr großer Bruder und wir sind wahnsinnig glücklich darüber. Auch wenn das Hin und Her für uns sehr nervenaufreibend war, hat es doch alles so geklappt, wie wir es uns gewünscht hatten. Sie ist in einer ganz normalen Einrichtung mit ganz normalen Kindern und kommt dort gut klar. Die Eingewöhnung war gar kein Problem und mittlerweile gibt es beim Verabschieden auch kein Theater mehr. Jetzt müssen sich nur die Erzieherinnen an sie gewöhnen. Mir war gar nicht bewusst, dass natürlich jeder, der die Maus noch nicht so gut kennt, sie natürlich erstmal mit Samthandschuhen anfässt. Ich muss mir selbst immer wieder sagen, dass das alles neu für die Erzieher ist und gebe mir Mühe es ihnen so leicht wie möglich zu machen. Wir haben wirklich viel Selbstständigkeit zuhause geübt. Im Essen mit dem Löffel ist sie anderen Kindern im gleichen Alter weit vorraus.

Wir haben die Vereinbarung mit der Kita, dass wir erstmal ein halbes Jahr schauen, wie's so klappt. Falls die Belastung der Erzieher zu groß sein sollte, werden wir eine Integrationshelferin beim Sozialamt beantragen (oder erneut beantragen, da ich auf die Antwort ja schon ein halbes Jahr warte).


Montag, 14. September 2015

Therapiealltag

Momentan gehen wir einmal die Woche zur Ergotherapie. Der Maus macht das viel Spaß. Sie überrascht mich immer aufs Neue damit, was sie doch alles mit 1,5 Armen anstellen kann. Am liebsten spielt sie mit Murmeln und dem Bohnenbad, einer Mischung aus verschiedenen, getrockneten Hülsenfrüchten, von denen sich auch gerne mal ein paar im Ärmel oder im Hosenbein mit nach Hause nehmen lassen.
Als sie drei Monate alt war, wurden wir zur Physiotherapie (keine Vojta-Therapie) geschickt, weil sie es bevorzugte nur auf der linken Seite zu liegen und dadurch einen schiefen Kopf bekam. Wir haben fleißig auch zu Hause geturnt und die Seitenbevorzugung hat sich schnell erledigt. Als sie älter wurde und krabbeln und sitzen wollte, fand sie die Physiotherapie nicht mehr schön. Die sonst recht entspannten 45 Minuten schrumpften auf 15-20 mit viel Meckerei zusammen, daher dann der Wechsel zur Ergotherapie mit zehn Monaten.

 Ausflug ins Meeresmuseum in Stralsund

Dienstag, 8. September 2015

vom Essenlernen und Dingeaufheben

Mittlerweile ist die Maus schon ziemlich groß geworden. Das mit dem Essen klappt schon gut. Sie hat von unserer Ergotherapeutin einen speziellen Löffel geschenkt bekommen, mit dem nun auch nicht mehr so viel gekleckert wird. Ich meine mich zu erinnern, auch mal so einen um 90° gebogenen Löffel als Kind gehabt zu haben, aber in den normalen Geschäften kriegt man die nicht zu kaufen...


Sie kommt im Alltag ganz hervorragend mit ihren Einschränkungen zurecht. Sie hat eine für ihr Alter enorm gute Feinmotorik entwickelt und ist immer mit viel Vorsicht und Geduld bei der Sache. Auch große Bälle werden problemlos hochgehoben. Durch ihren zu kurzen Arm hat sie leider eine erhöhte Verletzungsgefahr beim Hinfallen. Der rechte Arm reicht meistens nicht aus um ihr Gewicht abzufangen, weshalb sie schon des Öfteren böse auf die Nase gefallen ist. Mittlerweile hat sie die Technik entwickelt sofort in die Hocke zu gehen, wenn sie stolpert, dadurch verlagert sich ihr Schwerpunkt nach unten und sie macht keinen Purzelbaum nach vorne. Bis heute ist sie noch nicht ein Mal richtig gerannt, sie hat eher die Schnell-Gehen-Technik entwickelt. Sie macht dabei schnelle große Schritte und erreicht ein recht beachtliches Tempo. Am liebsten nutzt sie unebene, schwierige Wege. Sie geht sehr vorsichtig und achtet auf den Untergrund, Kopfsteinpflaster hat es ihr besonders angetan.

 Hier kann man mal sehen, wie ihr "Pinzettengriff" aussieht.