Ab dem nächsten Verbandswechsel wurde Gott sei Dank alles besser. Die Wunde heilte schnell. Alle zwei Tage wurde der Verband gewechselt. Ich und mein Mann wurden von Schwester Maren, einer ausgebildeten Handschwester, ausgiebig für den Ernstfall zu Hause trainiert. Wir haben uns mehrmals gegenseitig die Hand verbunden, während die Maus amüsiert zusah.
Ich habe während des Klinikaufenthalts zwei Kilo abgenommen... Nach einer Woche wurden wir entlassen. Ich habe dann mit der Maus noch ein paar Tage bei meiner Schwägerin verbracht, bis die Fäden gezogen werden konnten. Dazu hatte die Maus wieder die Scheiß-egal-Tropfen bekommen. Fädenziehen ist nicht schön, aber erträglich. Ich glaube die Maus war hauptsächlich mit der Gesamtsituation unzufrieden. Wir mussten dann noch warten, bis die Wirkung der Tropfen nachließ und dann sind wir mit dem Zug wieder nach Hause zu unseren Männern gefahren.
Die Maus nach dem Verbandswechsel, noch etwas benebelt von den Tropfen
Der erste Verbandswechsel zu Hause lief gut. Ich war der Verbandsbeauftragte. Wir haben das Verbandsmaterial von unserem Kinderarzt verschrieben bekommen. Ich glaube, in sehr kleinen Städten ist es ratsam die Apotheke im Vorraus darüber zu informieren, was man so alles braucht. Ich musste bei uns tatsächlich drei Apotheken abklappern, bis ich alles zusammen hatte.
Na, das sieht doch schon vielversprechend aus.
Mit der rechten wird geschmiert und mit der linken festgehalten.
Oder man löffelt den Honig ohne Brötchen.
Mjamm
Die Ärzte in Hamburg waren ganz interessiert an Marens linkem Zeigefinger, der auch ohne OP schon ein Bisschen wie ein Daumen zu benutzen geht.
Nach drei Wochen konnte der Verband tagsüber weggelassen werden. Das heißt allerdings j-e-d-e-n Abend verbinden... Mittlerweile brauche ich schon keinen Assistenten mehr, die Maus hat selber mitgeholfen. Das nächtliche Verbinden soll die Position des neuen Daumens noch sichern.
Nach sechs Wochen hatten wir einen Termin in Hamburg zur Kontrolle. Mein Mann ist mit der Maus hingefahren, ich hatte erstmal genug von Krankenhäusern und Händen. Leider ist die Gegenüberstellung noch nicht zufrieden stellend. Nun muss die Maus schon seit April nachts eine Plastikschiene tragen. Sie macht das ganz super, aber es nervt. Die Hand wird auch zweimal täglich durchgeknetet um die Narbe zu lockern. Am Anfang fühlte sie sich wirklich sehr knotig und dick an. Mittlerweile sieht man sie an manchen Stellen kaum noch. Mit der Beweglichkeit im Grundgelenk bin ich noch nicht ganz glücklich, aber das wird schon noch.
Ich kann jedem, der sich mit der Entscheidung zur Pollizisation quält nur sagen:
MACHT ES!
Wir haben uns so viele Gedanken gemacht, ob wir es machen sollen oder lieber nicht. Im Nachhinein bin ich so froh über unsere Entscheidung.
Ihr glaubt gar nicht, wie man sich darüber freuen kann, wenn das Kind zum ersten Mal eine 0,5 L PET-Flasche mit nur einer Hand hält und daraus trinkt. Oder wie schön es ist, wenn beim Spatzierengehen dein Kind deinen Zeigefinger ergreift, um sich festzuhalten, und wenn sie stolpert, kann sie sich tatsächlich selber damit abfangen. Wenn sie klitzekleine Liebesperlen vom Tisch aufsammelt und sie sich in den Mund schiebt, platzt man fast vor Glück. Selbst wenn die Beweglichkeit von jetzt an nicht mehr besser werden sollte, uns haben sich durch die OP schon so viele neue Möglichkeiten eröffnet, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass wir sie gerne hätten.