Mittwoch, 17. Februar 2016

Umgang mit ungeschickten Äußerungen anderer

Wenn man ein Kind hat, dass etwas anders aussieht als andere, dann tendiert man dazu, das Anderssein verstecken zu wollen, um keine blöden Blicke auf sich zu ziehen. Auch wir mussten uns einige dumme Bemerkungen anhören.
Mein schlimmstes Erlebnis bisher war noch direkt in der Wochenstation. Ich kam am ersten Morgen mit der Maus im Bettchen in den Frühstücksraum und da saß eine andere junge Mama mit ihrer eigenen Mutter an einem der Tische. Die Maus lag genau so im Bett, dass man ihren kleinen Hühnerflügel tatsächlich sehr gut sehen konnte. Und was machen die beiden? Zeigen mit dem Finger auf mich und mein Baby und tuscheln dabei so aufgebracht miteinander, als wäre ich nackt zum Frühstück erschienen. Sehr verletzend. Aber es kommt leider noch schlimmer ... Ein Jahr später gehe ich mit der Maus zur Eingewöhnung in die Kita und wer ist auch da? Ja, genau! Die unverschämte Tuschelmutti! Nach ein paar steifen Wortwechseln habe ich all meinen Mut zusammengenommen und ihr erzählt, was sie da in der Klinik eigentlich gemacht hat. Und? Peinliche Berührtheit? Verschämte Entschuldigung? Nein, obwohl ich sie direkt darauf angesprochen habe und ihr gesagt habe, dass mich ihr Verhalten fertig gemacht hat, bin ich überhaupt nicht zu ihr durchgedrungen. Komplett aneinander vorbei geredet. Ich versuche sie nun möglichst zu ignorieren und sie als etwas dümmlich abzutun, so habe ich wenigstens etwas Seelenfrieden.

Mehrmals ist es uns auch schon passiert, dass jemand zu uns meinte, wir würden unserer Tochter den Daumen oder den Arm verdrehen. Meistens kam so ein Kommentar, wenn die Maus gerade unwirsch schreiend bei einem von uns auf dem Arm war. Leute ... überlegt doch mal kurz was ihr da von euch gebt. Das letzte was Eltern mit einem schreienden Kind auf dem Arm, egal ob mit oder ohne Behinderung, noch brauchen ist ein schlauer Ratschlag. Bietet doch lieber eine Hand an. Eine, die den schweren Einkaufsbeutel abnimmt, oder den Wagen schiebt, solange der Sprössling auf Mamas Arm bleiben will. Das hätte mir schon so oft den Tag gerettet. Nur mal so als Tipp.

Mit der Zeit lernt man (oder vielleicht auch nicht) mit Kommentaren umzugehen. Wir hatten auch schon ein sehr witziges Erlebnis und ich muss schon wieder kichern, wenn ich daran denke. Wir waren in der Innenstadt spazieren und die Maus wollte alleine laufen. Irgendwann ist sie dann auf voller Länge hingeplummst und hat sich mühsam und ein Bisschen jammernd wieder hochgerappelt. Mit einem Mal fing eine Frau neben uns an in hysterisches Gekreische auszubrechen und wäre fast in Ohnmacht gefallen. Wir haben nicht verstanden, was los war, aber sie dachte, die Maus hätte sich den Arm gebrochen. Mein Mann und ich lachen jetzt noch schallend, wenn wir daran zurückdenken. Ein Bisschen gemein der armen Frau gegenüber, aber hihi, es war einfach zu köstlich.

Wir hatten also verletzende und erheiternde Kommentare, kommen wir nun zur letzten Kategorie: nervend

Die ständige Nachfrage danach, was denn nun "daran" "gemacht" werden könnte hängt mir so zum Hals raus. Ich lege schon nur noch die Platte auf und lass die schon etwas leiernde Tonspur laufen. Mein Mann meinte, ich soll einfach Visitenkarten mit dieser Blogadresse drucken lassen und die dann bei solchen Anfragen wortlos übergeben. Finde ich gut, damit fange ich demnächst an.
Es wäre doch so schön, wenn man einfach mal die Maus so akzeptieren würde wie sie ist, liebe Verwandtschaft, anstatt immer darauf zu warten, dass irgendwann einmal alles "normal" sein wird. Macht euch nichts vor, ihr macht uns mit dieser Nachfragerei keinen Mut und tröstet uns auch nicht. Die Maus ist, so wie sie ist, normal.

Ich versuche nicht mehr zu verstecken. Die Maus trägt im Hochsommer süße Trägerkleidchen. Ihr Arm ist deutlich zu sehen. Sie strahlt und bezirzt alle um sich herum. Und vielen fällt überhaupt nichts anderes an ihr auf als ihr offenes Wesen und ihr süßes Lächeln.

1 Kommentar:

  1. Du glaubst gar nicht,was uns alles passiert ist.Ich musste wirklich lernen,damit umzugehen und nicht jedem an die Gurgel zu springen.Es war furchtbar wenn fremde Menschen auf mein Kind gezeigt haben und darüber geredet haben.Es tat sehr weh.
    Gruß Birgit

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