Dienstag, 29. März 2016

Postoperativ


Die Maus ist am ersten Tag nach der OP pünktlich halb sieben wach. Um sieben kommen die Handchirurgen zur Visite, gerade als ich beim Anziehen der Maus die Krise kriege, weil kein Pullover über die Hand zu passen scheint. Der Wickelpulli verrutscht ständig, den ziehe ich ihr nicht nochmal an. Gott sei Dank entdecke ich da den Strickpulli, den meine Mama uns extra mit aufknöpfbarem Ärmel gemacht hat. Die Maus will die restlichen Reiswaffeln haben. Das Frühstücksbrötchen mag sie nicht. Für die Eltern gibt es auf der Station leider kein Essen. Man bekommt bei der Anmeldung einen Zettel, mit dem muss man dann in das Bistro gehen und sich dort im Austausch gegen 5€ Pfand eine Besucherkarte besorgen. Damit kann man dann die drei Mahlzeiten des Tages "bezahlen". Ein wenig kompliziert, aber man gewöhnt sich dran. Für die Kinder muss man für Frühstück und Abendessen eine Art Bestellschein ausfüllen und auf der Stationsküche abgeben. Dort wird dann alles zusammengestellt und aufs Zimmer gebracht. Ratet mal wie oft ich das Ausfüllen vergessen habe ...
Ich muss sagen, dass das Essen im Wilhelmsstift seeeehr gut ist. Dadurch, dass man seine eigenen Portionen erstellen kann, wird auch nicht so viel Essen weggeschmissen wie in anderen Krankenhäusern.

Ich schaukel, auch wenn meine Mama dabei einen Herzkasper kriegt!

Wer baut den höchsten Turm?

Na, ich natürlich!

Und wer schubst ihn um?

Niemand! 
 
Ich traue mich nicht die Maus mit runter ins Bistro zu nehmen um zu Frühstücken. Ich frage also eine der Schwestern, ob sie vielleicht kurz auf sie aufpassen könnte, damit ich mir mein Frühstück hochholen kann. Kein Problem.
Als ich wieder auf die Station komme, sitzt die Maus auf dem Schoß der Schwester und malt mit der linken Hand Kringel auf ein Papier. Zu mir zurück will sie gar nicht. Mein Frühstück zu essen schaffe ich kaum, da die Maus Hummeln im Hintern hat. Außerdem klaut sie sich auch noch mein Frühstücksei.

Ich versuche den ganzen Tag die Maus zu beschäftigen, was aber gar nicht so leicht ist, ohne die Hände benutzen zu können. Sie versucht nochmal zu malen, gibt aber schnell auf. Bücher blättert sie in Windeseile durch. Ich verbrauche das letzte Datenvolumen auf meinem Handy für Youtube-Videos. Durch das Ibuprofen scheint sie an der Hand recht schmerzlos zu sein. Ich habe trotzdem unheimlich Angst, dass sie beim Laufen hinfällt und die Hand dabei wieder verletzt. Damit sich das Blut nicht in der Hand staut, liegt sie schön hoch gelagert in einer Schlinge.

Ihr Mittagessen verschlingt sie wie eine kleine hungrige Raupe und braucht dann eine Ewigkeit um zum Mittagsschlaf Ruhe zu finden. (wiedermal: Ein Königreich für ein Einzelzimmer!) Völlig erschöpft schlafe ich auch ein. Mein eigenes Mittagessen habe ich vergessen.

Da sie so schön isst, braucht sie die Flexüle nicht mehr und sie wird entfernt.
Am Nachmittag kommt der Papa und ich kann mal in Ruhe duschen gehen und kurz abschalten. Mir ist schlecht. Vielleicht vor Hunger, den ich nicht so richtig spüren kann. Die Übelkeit wird schlimmer und ich bitte die Schwestern um ein Mittel dagegen, das ich auch bekomme. Der Papa ist wieder los gegangen und ich muss einsatzfähig sein. Zum Abendessen bin ich zu müde und habe auch keinen Appetit. Die Magentablette wirkt langsam und ich bin um halb acht im Bett.

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